Indischer Ozean

Indischer Ozean
Ịn|di|scher Oze|an, der Indische Ozean; des Indischen Ozeans:
Ozean, der von Afrika, der Antarktis, Australien, den indonesischen Inseln u. dem indischen Subkontinent begrenzt wird.

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Ịndischer Ozean,
 
der kleinste und geologisch jüngste der drei Ozeane.
 
 Grenzen und Größe
 
Der Indische Ozean ist im Südwesten durch den Meridian von Kap Agulhas (20º östliche Länge) zum Atlantischen Ozean, im Südosten durch den Meridian vom Südostkap Tasmaniens (147º östliche Länge) und den Westausgang der Bass-Straße zum Pazifischen Ozean abgegrenzt. Im Nordosten verläuft die Grenze von Nordwestaustralien über Timor, Flores, die Sundainseln bis Sumatra zur Malaiischen Halbinsel. - Rotes Meer und Persischer Golf gehören dem Indischen Ozean als Mittelmeere (Nebenmeere) an. - Der Indische Ozean bedeckt 74,12 Mio. km2, ohne Nebenmeere 73,43 Mio. km2. Sein Wasservolumen beträgt 284,61 Mio. km3, ohne Nebenmeere 284,34 Mio. km3.
 
 
Die mittlere Tiefe des Indischen Ozeans beträgt 3 840 m (mit Nebenmeeren) beziehungsweise 3 872 m (ohne Nebenmeere); größte Tiefe ist die Planettiefe im Sundagraben mit 7 455 m. 36,3 % des Indischen Ozeans sind zwischen 4 000 und 5 000 m tief. Den Kontinenten sind die Schelfgebiete vorgelagert. Besonders breit sind die Schelfgebiete in der Großen Australischen Bucht, vor Nordwestaustralien, in der Andamanensee, im Golf von Bengalen und im Arabischen Meer mit dem Persischen Golf. Ein System von Rücken trennt die Tiefseebecken. Es besteht aus den mittelozeanischen Rücken: dem Arabisch-Indischen Rücken (Carlsbergrücken), dem Zentralindienen Rücken, dem Westlichen Indischen Rücken und dem Indisch-Antarktischen Rücken. Weitere, tektonisch weniger bedeutende Rücken sind der Östliche Indische Rücken, der Westaustralische Rücken sowie der Madagaskarrücken, der Maskarenenrücken (mit Seychellen), der Chagos-Malediven-Rücken, der Kerguelenrücken und der Crozetrücken.
 
 
Die Ablagerungen am Meeresboden stammen zu 86 % direkt oder indirekt von marinen Lebewesen. Davon entfallen 47 % auf Globigerinenschlamm, 22 % auf roten Tiefseeton und 17 % auf Diatomeenschlamm. Die restlichen 14 % haben ihren Ursprung auf dem Festland.
 
Die Entstehung des Indischen Ozeans wird durch Sea-Floor Spreading und Plattentektonik erklärt. Vor etwa 200 Mio. Jahren trennten sich Australien samt Antarktika vom Südkontinent Gondwana ab und drifteten nach Südosten, während Indien sich von Antarktika löste und nordwärts wanderte. Vor etwa 135 Mio. Jahren hatte es den heutigen Indischen Ozean zur Hälfte durchquert. Australien spaltete sich vor etwa 65 Mio. Jahren von Antarktika ab. Vor etwa 30 Mio. Jahren traf Indien auf die Eurasiatische Platte. Heute trennen die mittelozeanische Rücken im Indischen Ozean vier tektonische Platten: die Antarktische, die Afrikanische, die Arabische und die Indisch-Australische. Letztere wird vielfach in eine Indische und eine Australische Platte gegliedert.
 
 
Der Indische Ozean zeichnet sich gegenüber den anderen Ozeanen durch ein Gebiet (nördlich 10º südliche Breite) jahreszeitlich wechselnder Winde (Monsune) aus: Nordostmonsun im Winter (November-März/April), Südwestmonsun im Sommer (Mai-September). Dabei ist der Südwestmonsun wesentlich stärker als der Nordostmonsun und mit sehr starken Regenfällen verbunden. Südlich von 10º südliche Breite entsprechen Winde und Lufttemperaturen denen der anderen Ozeane (Atlantischer Ozean). Tropische Wirbelstürme (Juli-November) führen in den Küstenbereichen des Golfs von Bengalen zu schweren Sturmfluten mit großen Schäden und hohen Menschenverlusten.
 
 
Entsprechend den treibenden Windsystemen gleicht das äquatoriale Stromsystem des Indischen Ozeans während des Wintermonsuns dem der anderen Ozeane. Es existiert aber nur ein südäquatorialer Gegenstrom. Im Sommer treten durch den Südwestmonsun erhebliche Veränderungen auf. Der Somalistrom (Ostafrikanischer Küstenstrom) kehrt nördlich von 5º südliche Breite seine Richtung um und erreicht mit 3,7 m/s nach Norden die größten Geschwindigkeiten im Weltmeer. Ab Juni speist er zwei Wirbel vor der afrikanischen Küste, die sich im August vereinigen und deren nördliche Flanke der ostwärts fließende Monsunstrom bildet.
 
Der äquatoriale Unterstrom unterliegt im Indischen Ozean ebenfalls dem Einfluss der Monsune. Im zentralen und östlichen Indischen Ozean ist er während des Südwestmonsuns schwächer oder nicht vorhanden. Im Gegensatz zu den anderen Ozeanen hat er in mehreren Tiefen Stromkerne mit hoher Geschwindigkeit, die ihre Tiefenlage zeitlich verändern.
 
Der in allen Jahreszeiten vorhandene subtropische antizyklonale Stromwirbel zwischen 10º und 40º südliche Breite besteht aus Südäquatorialstrom, Agulhasstrom und dem nördlichen Teil der Westwindtrift (mit Ausläufer Westaustralstrom). In die zwischen 40º und 60º südliche Breite verlaufende Westwindtrift ist der Antarktische Zirkumpolarstrom eingebettet.
 
 Oberflächentemperatur
 
Im Sommer (August) liegen die vorherrschenden Oberflächentemperaturen nördlich des Äquators bei 28 ºC. Ausnahmen bilden das Auftriebsgebiet des Somalistroms (22 ºC) und der extrem warme Persische Golf (bis 32 ºC). Im Winter (Februar) liegen die Temperaturen in demselben Gebiet zwischen 28 ºC (Äquator) und 15 ºC (Persischer Golf). Südlich des Äquators ordnen sich die Temperaturen weitgehend zonal an und fallen bis zu den antarktischen Gewässern auf unter —1,5 ºC ab.
 
 Oberflächensalzgehalt
 
Nördlich des Äquators ist der Oberflächensalzgehalt im Westen (bis 36,5 ‰ im Arabischen Meer, bis über 40 ‰ im Roten Meer und Persischen Golf) höher als im Osten (30-33 ‰ im Golf von Bengalen). Das Salzgehaltsmaximum in den niederschlagsarmen subtropischen Gebieten weist Werte von über 36 ‰ auf. Die Werte fallen dann nach Süden bis zu den antarktischen Gewässern auf 34 ‰ ab.
 
 Eisverhältnisse
 
Eis tritt als Meereis bis 50º südliche Breite auf. Eisberge, die häufig sehr groß sind (Tafeleisberge mit horizontalen Abmessungen bis zu über 100 km bei Höhen bis zu rd. 80 m über der Wasseroberfläche), dringen im östlichen Indischen Ozean bis 34º südliche Breite vor.
 
 
Im Indischen Ozean herrschen »halbtägige« und »gemischte, überwiegend halbtägige« Gezeitenformen vor. Besonders hohe halbtägige Springtidenhübe treten im Golf von Khambhat (nördlich von Bombay, bis 12 m), im Golf von Martaban (bei Rangun, bis 7 m) und auf dem nordwestaustralischen Schelf (bis 9 m) auf.
 
 Wirtschaftliche Nutzung
 
Der Bereich des Persischen Golfs ist durch seine Erdöllagerstätten von großem wirtschaftlichen Nutzen. Das Rote Meer kann durch den Abbau von Erzschlämmen an Bedeutung gewinnen. Die Fischerei im Indischen Ozean spielt eine relativ geringe Rolle. Von den 1993 im Weltmeer gefangenen 101,4 Mio. t Fisch entfielen nur 7,3 Mio. t auf den Indischen Ozean (davon 53 % im westlichen und 47 % im östlichen Indischen Ozean).
 
 
Die ozeanographische Erforschung begann 1874 im Rahmen der »Challenger«-Expedition. Bisheriger Höhepunkt war die Internationale Indischer-Ozean-Expedition (1959-65), an der 40 Forschungsschiffe aus 20 Nationen teilnahmen. 1979 wurde das internationale Großprojekt INDEX (englisch Indian Ocean Experiment) zur Untersuchung der Wirkung des einsetzenden Südwestmonsuns durchgeführt. Seit 1982 wird im Rahmen der Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC) eine intensive Erforschung des westlichen Indischer Ozeans betrieben. In diesem Rahmen fand die Expedition des deutschen Forschungsschiffs »Meteor«, MINDIK 1987, statt. Seit 1988 besteht im zentralen und östlichen Indischen Ozean ein Komitee der Anrainerstaaten zur Erforschung der Ressourcen.
 
 
G. Schott: Geographie des Ind. u. Stillen Ozeans (1935);
 
Hb. des I. O.s, hg. vom Dt. Hydrograph. Inst. (1962, Nachträge 1-4 1968-77);
 B. C. Heezen u. M. Tharp: Physiographic diagram of the Indian Ocean. .., 2 Tle. (New York 1964-65);
 
»Meteor«-Forschungsergebnisse, hg. v. der Dt. Forschungsgemeinschaft, Reihen A, B, C u. D (1966 ff.);
 
The biology of the Indian Ocean, hg. v. B. Zeitschel (Berlin 1973);
 
Sailing Directions (Planning Guide) for the Indian Ocean (Washington, D. C., 21986).
 
Weitere Literatur: Meereskunde.

Universal-Lexikon. 2012.

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